Äbbelwoi-Produktion in der Gartenhütte ..
Angefangen hat meine Äppelwoi – Produktion 2018, als meine Frau schwer krank wurde und ich unseren Schrebergarten allein bewirtschaften musste.
Da waren unter anderem 6 (in Worten: sechs) !! Apfelbäume; zwar Halbstamm, aber die tragen dank unseres guten Bodens wie verrückt.
Ich stand nun allein vor der Frage, was ich mit 4 Zentnern Äpfel verschiedener Sorten anfangen soll.
Die einzig vernünftige Lösung war: Apfelwein; ich bin hier ja schließlich in Hessen.
Und das Ergebnis aus 2018 war schon mal richtig gut: der Apfelmost, angesetzt mit Reinzuchthefe der Sorte Portwein ergab einen unglaublich süffigen, süßen Wein mit reichlich “Umdrehungen”.
Allerdings war die Ausbeute eher gering: 30 Liter.
Dieses Jahr musste ich leider 2 x 10 Liter in den Gully kippen; einmal war´s einfach “nur ein Weinfehler” (leicht bitterer Abgang) das andere mal waren es die bösen Essigsäure-Bakterien.
Die anderen beiden Ballons allerdings waren einfach nur super – der eine 15 Liter Rose´, süffig, leicht süss und vollmundig; eigentlich mehr “Dessertwein”, der andere 15 Liter weiß, etwas säuerlich und vollmundig; eben ein typischer Äppelwoi.
Komischerweise waren alle Moste mit den selben Reinzucht-Hefen angesetzt worden (Portwein).
Also scheint es doch tatsächlich an den Apfelsorten zu liegen.
Den süffigen Rose´ haben wir dann leichtsinnigerweise zu fünft im Herbst im Rahmen einer “Verkostung” in meinem Gartenhäuschen ausgiebig getestet; das Resultat waren 2 Schnapsleichen, die von Anette nach Hause gebracht werden mussten.
Das kommt dabei heraus, wenn Biertrinker selbst gemachten Apfelwein wie Bier trinken ..
Es macht auch noch Spaß, wenn einem die Wespen die Äpfel aushöhlen. Diese Wespen waren / sind übrigens von einer sehr friedfertigen, “freundlichen” Art. Sie bauen das Zuhause ihres Nachwuchses schon seit Jahren in meinem Gewächshaus, und ich wurde noch nie attakiert (und mein Gewächshaus ist das ganze Jahr über wirklich gut frequentiert.).
Die ersten Ballons 2019 ..
waren noch “Testballons”, mit verschiedenen Hefen angesetzt. Letztlich bin ich bei Portwein und Sherry – Hefen geblieben. Die produzieren (genug Zucker vorausgesetzt) bis zu 16 Vol % Allohol. Das Resultat sind süße, alkoholreiche Weine, die entsprechend “knallen”. Aber das wusste ich ja zu Anfang noch nicht (siehe oben).
Es wurde dann im Laufe der Jahre immer mehr ..
wahrscheinlich weil ich die Bäume sehr vorsichtig geschnitten habe und sie infolge dessen immer umfangreicher wurden. Und so trugen sie mit jedem Jahr mehr Früchte und ich kaufte jedes Jahr noch so manchem Ballon dazu.
Hier sind wir im Oktober 2021, und aus ursprünglich 4 Ballons sind 3 geworden – einer hatte wohl einen Produktionsfehler, verlor beim Anheben seinen Boden und der Inhalt, 15 Liter bester Wein, ergoss sich auf den Fussboden. Das klebte nicht nur schrecklich, sondern es roch auch Wochenlang wie in einem Weinkeller (natürlich; wie sonst !?).
Jetzt haben wir den 28. 11. 2022.
Dieses Jahr war die Ernte nicht so üppig. Das ist aber normal, weil Obstbäume ja nicht jedes Jahr voll tragen können; manche Bäume machen sogar alle paar Jahre ganz “Pause”. Es reichte dieses Mal gerade mal für 35 Liter. Auch gut möglich, daß die späten Nachtfröste da was mit zu tun hatten. Wie dem auch sei – es ist gut so, denn ich habe vom letzten Jahr noch so einige Flaschen liegen; auch Himbeerwein. Wird Zeit, da was von zu verschenken; selbst trinken wäre nicht so gut.
Mittlerweile schreiben wir den September 2023 und ich werde wohl den letzten Wein hergestellt haben. Ich werde meinen Garten abgeben und gebe noch mal richtig Gas. Der hier auch , angesetzt mit Portwein-Hefe …:
In ganz Deutschland waren dieses Jahr die Obstbauern am Jammern, weil angeblich die Ernte nicht ganz so prickelnd war. Bei mir war das Gegenteil der Fall : alle sechs Bäume trugen so viel, dass ich die tragenden Äste abstützen musste. Und das, obwohl ich im Juni “ausgedünnt” hatte.
Das Resultat waren/sind 100 Liter Apfelwein vom Feinsten aus 2023.
Was ich bisher versäumt habe : die Herstellung dieses herrlichen Gesöffs etwas eingehender zu beschreiben …
Aller Anfang ist die Pflege der Bäume: die müssen jedes Jahr im Herbst oder im Frühjahr geschnitten werden (früher wurde der “Winterschnitt” favorisiert, der alleinige Grund dafür war allerdings einfach nur der Umstand, daß die Bauern früher im Winter die meiste Zeit hatten). Die trockenen Sommer der letzten Jahre erforderten auch ein Wässern der Bäume, da Apfelbäume “Flachwurzler” sind. Ist der Sommer überstanden, geht es an die Ernte – auch hier spielen die trockenen und heißen Sommer eine Rolle: die Äpfel wurden in diesem Jahr tatsächlich 4 Wochen eher reif und ich konnte schon im September die ersten Sorten pflücken.
Nach dem Pflücken ist Hygiene wichtig: bevor die Äpfel weiter verarbeitet werden, müssen sie gut gewaschen werden. Auf der Schale der Äpfel befinden sich schon Hefe-Bakterien; allerdings selten wirklich gute – oftmals sind darunter Essig-Bakterien, die einem alles versauen können.
Nach dem Waschen werden die Äpfel geviertelt und vom Kerngehäuse befreit. Das kann bei 80 Kilo schon mal einen Tag dauern. Dann werden sie in der Obstmühle zerkleinert – die muss man sich vorstellen wie einen Häcksler, nur eben viel sauberer und mit Handbetrieb.
Diese “Maische” wird nun mit einem Anti-Geliermittel vermischt und bis zum nächsten Tag stehen gelassen. Dann kommt die Maische in die Presse und es wird soviel Saft wie möglich herausgepresst. Der gewonnene Most wird jetzt erst einmal kalt gestellt, damit er nicht von selbst anfängt zu gären.
Jetzt wird die “Mutterhefe” angesetzt: Zuvor gekaufte Reinzuchthefe wird mit einem vorher sterilisierten Most-Zucker-Wasser Gemisch vermischt und zum Angären in einer Flasche an einen warmen Ort gestellt. Wenn sich nach 3-4 Tagen auf der Oberfläche Schaum gebildet hat ist die Zeit gekommen, den Most mit der Mutterhefe zu verheiraten.
Der Most wird in saubere Glas-Ballons gefüllt (nur zu 80%, denn es wird sich zu Anfang viel Schaum bilden), die Mutterhefe und Hefe-Nährsalz zugegeben, alles gut durchmischt und mit einem Korken mit Gärröhrchen versehen. In das Gärröhrchen muss etwas Wasser gefüllt werden, damit keine Luft mehr an den Most gelangen kann.
Der Ballon mit dem Most wird nun an einen nicht zu warmen Ort gestellt (ab ca. 28 Grad sterben die Hefe-Bakterien und die Gärung hört auf). In den ersten 2 Wochen findet die “heftige” Gärung statt und es bildet sich auf dem jungen Wein mehr oder weniger Schaum. Danach wird es ruhiger und die Gärung wird langsam schwächer, bis sie nach ca. 12 Wochen aufhört.
Die Hefebakterien sterben nun ab und der Wein beginnt, sich zu klären, indem die Hefe auf den Boden des Ballons absinkt und (hoffentlich) alle Schwebstoffe mitnimmt.
Dann wird der Wein nach mehreren Monaten Reifung das erste mal “abgezogen”, das heißt, er wird mit einem speziellen “Weinheber” in einen neuen, sauberen Ballon abgefüllt. Der Weinheber besteht aus einem Plastikschlauch, der an einem Ende mit einem Glasröhrchen versehen ist, das in ca. 5 cm Höhe eine Öffnung hat. Der Weinheber wird mit dem Glasröhrchen nach unten in den jungen Wein gesteckt, der Wein angesaugt und in den neuen Ballon abgefüllt. Die seitliche Öffnung im Weinheberröhrchen bewirkt, daß der trübe Bodensatz im Ballon nicht mit gezogen wird. Daß der neue Ballon, in den abgefüllt wird tiefer stehen muss als der Ballon, aus dem abgefüllt wird, versteht sich von selbst.
Der abgezogene Wein kann nun geschwefelt werden – das liest sich nicht so gut, hat aber seinen guten Grund: der Wein wird dadurch haltbarer und ist vor negativen Geschmacksveränderungen geschützt. Und es hat KEINE geschmackliche Auswirkung. (Wer mal bei einem gekauften Wein genauer das Etikett gelesen hat, dem wird aufgefallen sein, daß dort immer steht: “enthält Sulfite”. Genau diese Sulfite sind – genau – Schwefel.
Wem jetzt erst auffällt, daß er ja auch Flaschen braucht, in die er seinen Wein abfüllen kann, ist leider etwas spät dran. Wer sparen will, sammelt vorher das ganze Jahr lang Flaschen mit Schraubverschluss, die natürlich vor Gebrauch sterilisiert werden müssen, oder er kauft neue Weinflaschen mit zugehörigem Verschluss und ist auf der sicheren Seite.
Ich bevorzuge neue Flaschen mit passendem Korken und Schrumpfkapsel oder solche mit passendem Drehverschluss. Jeder so, wie er´s mag.
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