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Mein Ossi

Er war mir ein sehr guter Freund, der das Prädikat “Freund” noch verdient hatte – Fremdenlegionär, Kneipier, Kumpel, Mensch und – Musiker. Und er hieß eigentlich Heini Sanftenberg. Aber mit so einem Namen konnte man natürlich nicht bekannt werden.

Singen konnte er nicht, aber er war halt absolut “schmerzfrei” und sang trotzdem; hier sein “Brüller” aus dem Jahr 1972: “Rosie Rosie”

Dieses künstlerisch ungemein wertvolle Elaborat *gg* wurde nur einige tausend mal verkauft (es wurde gemunkelt, daß es nur Freunde kauften

und solche, die es werden wollten), ansonsten fand man es in den Jukeboxen in den Kneipen 50 km rund um Bad Harzburg. Er selbst nannte diese Single nur “`ne Schnapsidee” und alle die ihn kannten dachten genauso, hätten es aber ihm gegenüber nie so geäußert.

Ich hoffe nur, seine Frau Siggi, seine Söhne und seine Freundin Marianne (grüß euch, Mädels ((-:) halten jetzt kein Copyright mehr darauf …

Die Rückseite klingt auch nicht besser:  “Einen Tanz mit dir”

Mit diesem Kerl durfte ich in den paar Jahren unserer Freundschaft Dinge erleben von stockkonservativ (meine Hühner trete ich selber!!!) bis skurril (Kneipen-Gäste, die mit sächsischem Slang Bier bestellten, trieb er mit seiner scharfen silbernen 45er Wumme aus seiner Kneipe die Straße hinunter und wir zählten hinterher 4 Löcher im Asphalt – die Polizei konnte nichts machen – er hatte einen französischen Waffenschein auf Lebenszeit und er hatte ja niemanden verletzt …)

Grund für diese extreme Abneigung gegen alles sächsische: 2 Jahre vor seiner Flucht aus der DDR wurde er wegen “öffentlichen Verächtlichmachens der DDR” verurteilt und in Bautzen inhaftiert. Er hatte einfach nachts im Suff auf dem Nachhauseweg die Marsaillaise gesungen ….

Nicht zuletzt habe ich von ihm die nordafrikanische Küche gelernt; er war schließlich lange genug als Fremdenlegionär in Algerien. Alles, was ich über Merguez, Ratatuille, Cous cous, Hammel, Harissa etc. weiß, habe ich von ihm gelernt.

Er war scheinbar ein sehr guter Lehrer – heute bescheinigen mir nordafrikanische und arabische Kollegen neidlos: “schmeckt wie in meiner Heimat”.

Was in der Pressemitteilung von seinem damaligen Platten-Label “Flower Records” zu seiner Vergangenheit zu lesen ist, ist teilweise vom Management ziemlich frei erfunden.

Laut Urkunde wurde er 1967 zum Sergeant ernannt, aber nicht wegen seines “musikalischen Erfolgs”, sondern aus militärischen Gründen. Von da ab durfte er das “Cappi blanc” tragen. Bis dahin war er  “Le Vert”  (der Grüne) und trug das grüne Barret.

Als ich ihn 1977 kennen lernte, war dieser “Ruhm” allerdings schon nicht mehr ganz so strahlend; er soff täglich seinen Liter Asbach, aber er konnte, wenn´s darauf ankam, immer noch aus dem Stand hinter´m Tresen hervor springen und seinem Gegenüber an die Gurgel gehen. Und – er hatte bei der Legion eins in Bezug auf´s Saufen gelernt: IMMER genug Wasser dazu trinken, dann hält man länger durch … Es gab in der näheren Umgebung keine Kneipe, in der er nicht seine Flasche Asbach stehen hatte, die ohne Aufforderung vorgeholt wurde, sowie er auftauchte.

Seine Frau Siggi war auch ein “Hammer” – sie führte, anfangs mit ihm zusammen, die Kneipe “Sammy´s Bistro” in Bad Harzburg, wo ich auch Stammgast war. Sie war so der Typ “Ina Müller” und hielt den Laden am Laufen. Und wir hatten eine gemeinsame Freundin: meine zukünftige Ehefrau. Die war damals noch mit einem anderen verheiratet, aber das spielte keine große Rolle, jedenfalls nicht für uns. Als Siggi das Verhältnis zwischen unserer Freundin und mir realisiert hatte, plante sie im August 1995 ihren gedacht ganz großen Auftritt:

Ich war abends gaaanz entspannt beim couching, als es klingelte. Ich fragte noch nie, wer da war und auch diesmal nicht sondern machte die Wohnungstür auf und haute mich wieder in meine Wohnlandschaft. Ich weiß nicht mehr, ob ich erstaunt war; jedenfalls kam Siggi rein mit Reisetasche, stellte diese ab, flätzte sich ohne Worte neben mich in die Kissen, berührte mich da, wo Männer es gerne haben und machte es sich bequem. “Ich bleibe heute Nacht bei dir damit du mal an was anderes denkst als an deine Geliebte”.

Sie wollte sich – allerdings nicht ganz uneigennützig – “opfern” für ihre Freundin und deren Seelenheil und Ehefrieden und so weiter. Ob ich darauf stolz sein kann, bleibt dahingestellt; jedenfalls blieb ich standhaft, obwohl Siggi mit ihren 45 Lenzen noch richtig toll aussah.

Published by Stefan Matthias

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